Friday, February 23, 2007

Mando Diao - oder "Ich habe gesagt, wir sind MANDO DIAO!"

Einlass war 19.00 Uhr, also fing ich gegen 18.00 Uhr an, meine Klamottenpläne zu verwerfen um dann doch wieder mein Johnossi-Konzert-Outfit anzuziehen (für die, die's nicht wissen: Jeans, weißes Hemd und recht (knall-)roter Pulli) und fing dann an, mich optisch etwas schmackhafter zu machen. Schließlich hatte meine Cousine (Lux) gesagt, dass es ja wohl nicht mein Ernst sei, dass ich NICHT in die erste Reihe wolle, "oder???" ;-) Immerhin müsse man Musik auch visuell aufnehmen *zwinker zwinker*. Okay, also dann doch erste Reihe, wenn wir es denn schaffen würden.

Um 19.05 Uhr machten wir uns schließlich von zu Hause los Richtung Trädgår'n und durch den Schnee haben wir ca. zehn Minuten gebraucht, statt geplanter fünf. Dazu muss man sagen, hier hat es seit drei Tagen ununterbrochen geschneit, aber die Straßen und Bürgersteige wurden nicht freigeräumt, sodass sich hier (u.a. durch den Wind) Schneedünen gebildet haben, die es zu besteigen/umgehen gilt. Aber ich schweife ab...

Vor dem Trädgår'n eine doch etwas unerwartete Überraschung: Emos! Soweit das Auge reicht! Die sehen sogar hier in Schweden so aus wie bei uns! Nur in Blond halt. Wir laufen an der Schlange vorbei und gerade, als wir denken, wir kommen bestimmt bald in Stockholm oder Borlänge an, können wir uns (endlich) am Ende der Schlange anstellen. Warten war angesagt. In der eiseskälte von Göteborg. Im Schnee. Ich rauche so schnell es geht eine Zigarette, um meine Hände wieder in den warmen Taschen meiner Jacke zu versenken. Lux und ich amüsieren uns über das Alter der Herrschaften, die um uns stehen (O-Ton Lux: "Der hier vor uns begleitet bestimmt seinen Sohn" *lach*) und unterhalten uns darüber, dass es schon was für sich hat, dass man sich unterhalten kann, ohne das es jemand versteht.

Nach gefühlten drei Tagen (es waren ca. 45 Minuten) konnten wir endlich das Trädgår'n betreten und stellten uns in die nächste Reihe an: Jacken abgeben ist in Schweden wohl obligatorisch, wenn man denn eine trägt (und die Schweden sind nicht so wahnsinnig wie die Deutschen, die sich bei Minusgraden im T-Shirt vor irgendeine Halle stellen und warten).

Während wir in der Schlange stehen und warten, dass wir an der Reihe sind, höre ich plötzlich ein Schlagzeug hämmern und eine Gitarre riffen. "Oh Gott!" sage ich und kriege große Augen. Handy ausgepackt und draufgeschaut. Es ist jetzt genau 08.08 p.m. und die fangen schon an??? Lux versucht mich zu beruhigen mit einem: "Wenn sie's wirklich sind und nicht die Vorband, würden hier grad alle ohnmächtig werden. Aber wenn du willst kannst du mir ja deine jacken geben und schon mal hoch gehen". Ach ne, so Björn-geil bin ich ja dann auch wieder nicht. Oder? *überleg* eigentlich schon, aber Familie ist mir wichtiger! ;-)

Wir geben unsere Jacken ab und betreten die Konzerthalle. Batschkapp in Göteborg, nur etwas breiter und die Bar führt an der Seite entlang. Außerdem gibt es noch eine Art Balkon, die am Rand der Wand entlang führt (für die "kleinen" Besucher *g*). Lux und ich ergatterten tatsächlich einen Platz in der ersten Reihe. Gut, nicht direkt VOR der Bühne, sondern (wie man an den Bildern und Videos erkennt) etwas schräg davor. Trotzdem: Bis auf CJ konnte ich JEDEN ständig sehen. Und da Björn die Angewohnheit hat, beim Riffen IMMER nach links zu schauen, hatte ich gute Karten *ich bin sooooowas von ne bitch, ich weiß! Aber wir reden ja hier nicht von irgendjemandem!*.

Während die Vorband so spielt (es waren Schweden, aber fragt mich nicht, was für ne Band, ich fand die nämlich so leicht grottenschlecht -> Irish: Dagegen sind Razorlight HARDROCKER!!!), entschied ich mich Bier zu holen! Ha, leichter gesagt als getan. Ich habe zwei Heineken in der Hand und will zurück in die Halle, da hält mich ein Mensch von der Security auf und sagt irgendwas auf schwedisch zu mir, in denen die Worte "inte" und "Flaska" vorkamen.

ich: "Sorry?"
er: "You can't brrring dis inside"
ich: "Can I leave it here for a minute to tell my friend??"
er: "Hurrrry!"

Ich also die Bier bei ihm gelagert (nachdem ich in einem Zug die halbe Flasche geleert habe) und zu Lux gerast. Zwischen zwei Rülpsern sage ich: "Die lassen mich nicht mit dem Bier rein!". Wir also die guten Plätze sausen lassen, um unser Bier zu trinken. Als wir fertig waren, betreten wir wieder die Halle und haben doch tatsächlich wieder unsere Plätze :-D

Während des Umbaus der Bühne lief aus den Boxen Frank Zappa und irgendwie schienen nur Lux und ich begeistert davon zu sein, denn wir tanzten und schwangen die Hüften... als sich ein kleines Grüppchen Mädels hinter uns stellt und ich meinen Ohren nicht traue, als ich die Worte: "Verrückt" und "Entschuldige mal... Iiiiiiiiiiiich...". Ich drehe mich um und lausche offensichtlich, als das eine Emo-Mädchen mit rotem Haarreif mich anstarrt und giftet: "Jaaa?". Ich grinse und sage: "Sorry, ihr seid jetzt nicht extra wegen denen nach Schweden gekommen, oder?" - "Quatsch! Sie [zeigt auf so ne Blonde Emo-Schickse] wohnt in Stockholm und *blah blah blah*". Eigentlich hätte ich fragen sollen, warum sie dann nicht zum Stockholmer Gig fahren, aber das habe ich mir verkniffen. Ich habe zumindest erfahren, dass die Mädels aus Nürnberg sind. Und als ich ihnen sagte, dass ich aus Hessen bin, haben sie kurz unmerklich die Nase gerümpft. Wo ich denn in Göteborg untergebracht sei, fragten sie schließlich. "Man könnte sagen, auf der anderen Straßenseite" habe ich gesagt und mich wieder Lux zugewandt. "Wo kommen die her?" hat Lux gefragt und ich sagte: "Die meinen, eine von denen lebe in Stockholm, aber das glaube ich nicht. Die sind des Gigs wegen hier. Hundertpro!". Wir lachen kurz und warten weiter, dass die Jungs auf die Bühne kommen... während wir tanzen und Frank Zappa mitsingen.

Irgendwann dann endlich ging es los und die Mädels fingen an zu kreischen wie am Spieß und ich dachte wirklich, mir fallen die Ohren ab... Lux schaut ein wenig verstört und als die Band endlich die Bühne betrat, wurde es noch lauter als bei einem take that konzert 1995 (und da war's schon ewig laut). Aber ich schweife wieder ab... Die Jungs hängen sich die Gitarren um, setzen sich hinter's Schlagzeug, machen es sich hinter'm Keyboard gemütlich und legen los - wer hatte DAS gedacht - mit "Welcome home, Luc Robitaille". Die Setlist hatte Neues wie Altes -> und wenn ich mich recht erinnere, war sie der in Offenbach gleich. Mitten im Gig, als mein Herz irgendwann nicht dem Beat folgte und meine Augen sich von Björn lösen konnten, drehe ich mich zu Lux und frage: "Können wir den mit nach Hause nehmen?"
Lux: "Welchen?"
ich: "Den hier vorne, ganz in schwarz?"
Lux: "Klar! Wollen wir den teilen?"
ich: "Nein! DEN teile ich nicht!"
Lux: "Okay, dann nehme ich 'Nenello'* mit!"
ich: Krieg nen Lachflash. Weil sie auf Gustaf zeigt!

Sie spielten so einiges, von sheepdog über White Wall, God knows, Long before Rock and Roll, Down in the past, Ochrasy, ein Instrumentalstück, welches ich noch nie zuvor gehört habe, aber mir sehr gut gefallen hat, Motown Blood, Mr. Moon (oh gott, das war ja soooooo ewig geil!), the band, paralyzed, the new boy, If I leave you, Tony Zoulias, Amsterdam, TV & me und Good morning Herr Horst (natürlich). Vielleicht war es ein wenig ins Klo gegriffen, dass sie die Zugabe mit Ochrasy begonnen haben, aber andererseits war's okay, um das Publikum ein wenig zu beruhigen.

Am Ende des Gigs, nachdem sich die Band verbeugt hat, springt plötzlich Björn von der Bühne und ich kriege RIESIGE Augen. Mein Herz fing an zu beben und zu schlagen, als sitze Dave Rowntree bei Song2 an ihm und würde den Beat darauf schlagen. Er sprang von der Bühne und ging (von mir aus gesehen) nach links zum Händeschütteln. Als er dann in unsere Richtung kam, hielt Lux meinen Arm fest und sagte: "Oh wow... er kommt hierher!", doch das tat er nicht. Kur vor uns schaut er nochmal zu uns rüber und springt wieder auf die Bühne...

Hier meine Aufnahme zu "Long before Rock'n'Roll":


Heute Morgen dann habe ich dann als allererstes die Göteborgs-Posten geöffnet und die Rezession des Gigs gelesen. Ich hatte verstanden, dass die Frau von der Zeitung nicht wirklich begeistert war, aber das Publikum wohl anderer Meinung sei. Lux hat mir den Artikel dann übersetzt und ich muss sagen: Zumindest vom Verstehen her bin ich gut *angeb*.

Nach dem Gig sind wir dann noch in die Stadt und haben ein paar Bier gekippt. Wir waren dem Barkeeper wohl so sympathisch, dass er uns dann auch noch zwei Fernet ausgegeben hat. Im Großen und Ganzen sind vier Bier und ein Fernet nicht wirklich viel, aber dadurch, dass ich den ganzen Tag nur nen Burger und ne kleine Pommes im Magen hatte, hat das Zeug schon gut reingehauen...

Fazit: Das Konzert war toll, Björn Dixgård und ich sollten heiraten und wenn mal wieder ein Gig in Göteborg ist, dass ich unbedingt sehen will, habe ich offiziell open-end-Einladung bei Lux und Björn zu übernachten. Auch wenn ich nur des Gigs wegen herkommen würde. :-D

Habe ich schon gesagt, dass Björn Dixgård mich angeschaut hat? Und das ich noch immer auf der Weltberühmten Wolke7 schwebe?
*ins Bad schwebe, weil ich gleich in nen Plattenladen gehe, um Platten zu kaufen*



*Nenello = "dorf"-italienisch für einen kleinen, süßen "auf die couch setzen und mit keksen füttern" Jungen. weibl. form hierfür: Nenella.

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